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Am 17. April 2023 veranstaltete der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) ein parlamentarisches Mittagessen in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft, Berlin. Mehr als 50 geladene Gäste aus Politik und dem Heilmittelbereich folgten der Einladung des SHV. Nach der Begrüßung durch Andreas Pfeiffer, dem Vorsitzenden des SHV, und einem Grußwort von Markus Algermissen, Bundesministerium für Gesundheit, standen Austausch und Netzwerken zu den drängendsten Fragen des Heilmittelbereiches im Mittelpunkt des Treffens.

Verabschiedung und Neuausrichtung

 Mit der parlamentarischen Veranstaltung erfolgte die Übergabe des Staffelstabes für die berufspolitische Arbeit des Spitzenverbands der Heilmittelverbände in Berlin. Denn: Zum 1. Mai 2023 verabschiedet sich nach vielen erfolgreichen Jahren Heinz Christian Esser aus der Doppelfunktion als Geschäftsführer und Politikbeauftragter des SHV in den Ruhestand. Maßgeblich hat Heinz Christian Esser für den SHV und die Heilmittelbranche Gesetze wie das Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG), das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) und viele weitere mit seiner politischen Expertise begleitet. Themen wie die Abschaffung der Grundlohnsummenbindung bei Gebührenverhandlungen, wirtschaftliche Kriterien als Grundlage für die Verhandlungen mit den Kostenträgern aber auch Soforthilfen wie den Rettungsschirm für Praxen während der Hochphase der Coronapandemie hat Heinz Christian Esser gemeinsam mit den Mitgliedverbänden des SHV bei der Politik eingebracht. Andreas Pfeiffer dankte Heinz Esser ausdrücklich für sein unermüdliches Engagement und sein Bestreben, die Heilmittelbranche mit einer kompetenten und starken Stimme gegenüber der Politik zu vertreten. Markus Algermissen erinnerte in seinem herzlichen Grußwort an gemeinsame Meilensteine und dankte Heinz Christian Esser für die vertrauensvolle, konstruktive, faire und auch beharrliche Zusammenarbeit.

 

SHV-Vorstand: Ute Repschläger (IFK), Andreas Pfeiffer (DVE), Katrin Schubert (DBS), Andrea Rädlein (ZVK), Corina Glorius (SHV, Politikbeauftragte), Heinz Christian Esser (SHV), Hans Ortmann (VPT). (Foto: axentis/lopata)

Zum 1. März 2023 hat der Spitzenverband der Heilmittelverbände Corina Glorius als neue Politikbeauftragte des SHV in Berlin berufen. Damit verstärkt der Spitzenverband seine politische Präsenz in Berlin. Angemessene Vergütung, Abbau von unnötiger Bürokratie sowie mehr Autonomie in der Therapieausübung, die Umsetzung der von Bundesgesundheitsminister Lauterbach angekündigten Modellvorhaben zum Direktzugang aber auch die Modernisierung der Ausbildung sind Themen, die die Zukunft der Heilmittelbranche entscheidend prägen werden.

Corina Glorius bringt langjährige Erfahrung sowohl in der Gesundheitsbranche als auch auf dem politischen Parkett mit. Die Volljuristin war in den vergangenen 14 Jahren bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zuerst in der Rechtsabteilung, später als EU-Beauftragte in der Abteilung Politik beschäftigt.  

Von links: Andreas Pfeiffer (SHV-Vorsitzender), Markus Algermissen (BMG), Corina Glorius (SHV, Politikbeauftragte), Heinz Christian Esser (SHV), (Foto: axentis/lopata)

 

 

 

In einer Pressemitteilung vom 20. Februar 2023 weist die Barmer auf einen „Gründungsboom“ in der Physiotherapie hin. Dies ergebe sich aus dem aktuellen Barmer Heilmittelreport 2022. Der SHV hält die im Heilmittelreport dargestellten Sachverhalte an vielen Stellen für unglaubwürdig, bzw. kritisiert die verzerrte Darstellung.

Der Heilmittelreport der Barmer behauptet zwischen 2018 und 2021 eine Steigerung der Zahl der zugelassenen Physiotherapiepraxen von rund 15 Prozent. Dabei wird auf die Zulassungsdatenbank (LEO) des Verbands der Ersatzkassen (vdek) verwiesen. Laut der Umlagerechnung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) stieg die Zahl aller Physiotherapiepraxen (inkl. Privatpraxen) von 2018 bis 2021 jedoch nur um 1,5 Prozent. Der WIDO-Bericht des wissenschaftlichen Instituts der AOK weist mit 0,82 Prozent für den gleichen Zeitraum eine noch geringere Zahl auf. Auch weitere Statistiken  bestätigen nicht annähernd die  im Barmer Heilmittelreport aufgeführte Steigerungsrate.

 Damit zeigen alle anderen vorliegenden Quellen zur Entwicklung der Anzahl von Physiotherapiepraxen im betrachteten Zeitraum eine nur sehr moderate Steigerung von bis zu 1,5 Prozent. Die Zahlen der LEO-Datenbank, die im Barmer Heilmittelreport 2022 angeführt werden, sind mit angeblichen 15 Prozent Anstieg damit wenig glaubwürdig. Gleiches gilt im Übrigen auch für die angegebenen Steigerungszahlen für die Bereiche der Ergotherapie und Sprachtherapie.

Der SHV weist daher die Behauptung der Barmer, die Vergütungserhöhungen der Gesetzlichen Krankenkassen für die Physiotherapie hätten zu einem Niederlassungsboom geführt, entschieden zurück. Im Gegenteil: Die flächendeckende Versorgung mit Physiotherapie ist aufgrund des morbiditäts- und demografiebedingter steigenden Bedarfs an physiotherapeutischer Versorgung weiterhin gefährdet, die überwiegende Zahl der Praxen hat lange Wartelisten, so dass Patienten teilweise Wochen auf Behandlungstermine warten müssen. Dies ist therapeutisch völlig unvertretbar.

Auch in weiteren Aspekten sind die Aussagen des Barmer Heilmittelreports ungenau und verzerrt. So wird zum Beispiel die Entwicklung des Rezeptwertes (Umsatz je physiotherapeutischer Verordnung) mit den vermeintlichen Gehaltssteigerungen der angestellten Physiotherapeuten verglichen. Daraus leitet die Barmer dann die Behauptung ab, die angestellten Therapeuten in den Praxen seien nicht angemessen an den Vergütungssteigerungen der letzten Jahre beteiligt worden. Der Heilmittelreport zieht für diese Berechnungen fälschlich Zahlen des Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit heran. Die Barmer verkennt dabei, dass für den Nachweis der tatsächlich gezahlten Gehälter in der Physio-, Ergo- und Sprachtherapie die entsprechende Statistik der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) heranzuziehen sind, die eine deutlich höhere Steigerung der Gehälter aller Mitarbeiter in Heilmittelpraxen nachweisen. Es gilt damit wie bereits in den vergangenen Jahren: Der Barmer Heilmittelreport nutzt fehlerhafte Ausgangszahlen und basierend darauf politisch motivierte Ableitungen zur wirtschaftlichen Situation der Heilmittelpraxen und ihrer Mitarbeiter.

Der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) bekommt personelle Verstärkung. Ab dem
1. März 2023 ist Corina Glorius als Politikbeauftragte des SHV aktiv. Mit der Verpflichtung von Frau Glorius will der SHV seine Präsenz in Berlin verstärken und noch näher an die Politik rücken.
Corina Glorius bringt langjährige Erfahrung sowohl in der Gesundheitsbranche als auch auf dem politischen Parkett mit. Die Volljuristin war in den vergangenen 14 Jahren bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zuerst in der Rechtsabteilung, später als EU-Beauftragte in der Abteilung Politik beschäftigt. Zuvor arbeitete Glorius als Leiterin des Brüsseler Büros für die Bundesärztekammer. Nun nimmt sie die nächste berufliche Herausforderung an. „Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe als Politikbeauftrage des Spitzenverbands der Heilmittelverbände. Ich sehe es als mein Ziel, die Kontakte des SHV in die Politik weiter zu stärken, den Dialog zu initiieren und unsere Forderungen in den politischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozess einzubringen,“ so Glorius. „Nachdem ich in den vergangenen Jahren verstärkt auf europäischer Ebene aktiv war, freue ich mich, nun die Anliegen der Heilmittelerbringer auf nationaler Ebene zu vertreten.“
„Mit Frau Glorius haben wir eine erfahrene und gut vernetzte Persönlichkeit gewonnen, um die Schnittstelle zwischen dem Spitzenverband und der Politik weiter zu optimieren,“ sagt Andreas Pfeiffer, Vorsitzender des SHV-Vorstands. „Wir sind zuversichtlich, dass wir dadurch den Austausch mit politischen Entscheidungsträgern noch stärker beleben können und heißen Frau Glorius herzlich willkommen.“
Zum 1. Mai 2023 verabschiedet sich nach vielen erfolgreichen Jahren Heinz Christian Esser aus der Doppelfunktion als Geschäftsführer und Politikbeauftragter des Spitzenverbands der Heilmittelverbände in den Ruhestand. Der Vorstand dankt Herrn Esser für sein langjähriges Engagement für den SHV. Die Geschäftsführung des Spitzenverbands rolliert zukünftig alle drei Jahre durch die Mitgliedsverbände; zunächst übernimmt Thorsten Vogtländer neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Deutschen Verbands für Physiotherapie das Amt des Geschäftsführers des SHV.
Corina Glorius

Wie schon in den vergangenen Jahren auf den wichtigen Leitmessen der Branche ist der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) auch auf der diesjährigen TheraPro mit eigenem Stand (Halle 6 Stand | Nr. 6C30) und spannendem Programm vertreten.

Die Stuttgarter TheraPro – Fachmesse + Kongress legt vom 03. bis zum 05. Februar 2023 einen klaren Fokus auf Information, Weiterbildung und fachlichen Austausch. Besucher*Innen bietet sie 2023 zahlreiche Möglichkeiten, sich über neueste Entwicklungen in den Bereichen Therapie, Rehabilitation und Prävention zu informieren. An allen drei Messetagen stehen Vertreter*innen des SHV am Messestand für Fragen und Gespräche zur Verfügung. 

Ein Highlight des Kongressprogramms der Messe erwartet die Besucher*innen am zweiten Messetag. Denn am Samstag, den 04. Februar 2023 lädt der SHV zwischen 11 und 12 Uhr zur einstündigen Diskussion aktueller berufspolitischer Themen ein. Die Veranstaltung findet im ICS Internationales Congresscenter Stuttgart, 1. OG, Raum C4.2/C4.3 statt.

Im Rahmen des beliebten, inhaltlich vom Therapiegipfel bekannten und mit den Vorständen der Mitgliedsverbände ebenso hochkarätig wie kompetent besetzten Formats SHV konkret stehen damit gleich zu Beginn des neuen Jahres zentrale berufspolitische Kernforderungen und Richtungsentscheidungen auf der Agenda.

Gewohnt sachlich, faktisch fundiert und streitbar werfen die Referent*innen in kurzen Impulsvorträgen Schlaglichter auf die wichtigsten Themen, legen Interessenlagen offen, begründen und adressieren Forderungen und stellen sich anschließend den Fragen des interessierten Publikums. Auf den Punkt und – der Name des Formats ist Programm – vor allem konkret, d.h. bezogen auf die täglichen Sorgen und Nöte in den Praxen, erwarten wir eine lebhafte Diskussion zu folgenden Themen:

  • Digitalisierung
  • Akademisierung
  • Fachkräftemangel
  • Autonomie/Direktzugang
  • Interprofessionelle Zusammenarbeit

Vor Ort empfangen werden die Messebesucher*innen von den Ansprechpartner*innen der SHV-Mitgliedsverbände: Deutscher Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs) e.V., Deutscher Verband Ergotherapie (DVE) e.V., Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten (IFK) e.V., Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) e.V. und Verband für Physiotherapie – Vereinigung für die physiotherapeutischen Berufe (VPT) e.V.

Schon jetzt freuen wir uns auf die Begegnung mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen aus Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie und Sprachtherapie am SHV-Gemeinschaftsstand.

Die Teilnahme an der Podiumsdiskussion SHV konkret ist für alle Messebesucher*innen kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, aber bitte beachten Sie, dass die Plätze begrenzt sind.

Bitte beachten Sie auch, dass der Besuch der Messe nur mit einem vorab gebuchten Online-Ticket möglich ist. Die Kassen vor Ort sind geschlossen. Mitglieder der SHV-Mitgliedsverbände können mit dem Code „SHVaufTheraPro022023“ kostenfreie Tickets erhalten. HIER gelangen Sie zum Ticket-Shop.

Mehr Infos zur Messe und dem begleitenden Kongressprogramm finden sie HIER.

 

Am 21. November 2022 findet im Historischen Hörsaal des Langenbeck Virchow Hauses Berlin der 4. TherapieGipfel des Spitzenverbands der Heilmittelverbände statt.

Zum Auftakt des Veranstaltungsprogramms wird Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach ein Eingangsstatement zur Situation der Heilmittelerbringer geben. Anschließend diskutieren die Vorstände der Mitgliedsverbände des SHV zum Thema Berufsattraktivität mit hochrangigen Gesundheitspolitikern. Die Bundestagsabgeordneten und heilmittelpolitischen Sprecherinnen Bettina Müller (SPD) und Nicole Westig (FDP) haben ihre Teilnahme bereits zugesagt, weitere Teilnehmer sind angefragt.

Interessierte können sich ab sofort für den TherapieGipfel kostenfrei anmelden. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Eine Teilnahme ist nur mit Voranmeldung möglich. Die Veranstaltung dauert von 15 bis 18 Uhr.  

Programm:

15:00 Uhr Eröffnung  

 

15:10 Uhr Grußwort

  • Dr. Karl Lauterbach, MdB
    Bundesminister für Gesundheit

 

15:40 – 18:00 Uhr Podiumsdiskussion „Berufsattraktivität“

Diskutanten

  • Bettina Müller  

Bundestagsabgeordnete (SPD), Berichterstatterin für die Gesundheitsfachberufe

 

  • Nicole Westig

Pflegepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion

 

  • Saskia Weishaupt (MdB), Bündnis 90/Die Grünen (angefragt)

Mitglied des Ausschusses für Gesundheit

 

  • Andreas Pfeiffer
    Vorsitzender SHV e.V.

Vorsitzender, Deutscher Verband Ergotherapie e.V. (DVE)

 

  • Hans Ortmann,
    Vorsitzender SHV e.V.

Bundesvorsitzender, Verband Physikalische Therapie (VPT) e.V.

 

  • Ute Repschläger
    Vorsitzende SHV e.V.

Vorsitzende, Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V.

 

  • Katrin Schubert

Stv. Vorsitzende SHV e.V.

Bundesvorsitzende, Deutscher Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs) e.V.

 

  • Uwe Eisner
    Vorsitzender, PHYSIO-DEUTSCHLAND

 

Moderation: Martin von Berswordt-Wallrabe

 

Zur Veranstaltungsanmeldung

 

Veranstaltungsort:

Langenbeck-Virchow-Haus

Luisenstraße 58/59

10117 Berlin (Mitte)

 

 

 

Die Bundesregierung plant eine Reform, um die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) zu stabilisieren (GKV-Finanzstabilisierungsgesetz). Dazu wurde auch der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) als Sachverständiger eingeladen. Bereits im Vorfeld forderte der SHV anlässlich der Anhörung schriftlich einen Ausgleich für die inflationsbedingt stark steigenden Praxiskosten.

„Aus der drastischen Inflation gibt es für die Praxen bereits jetzt erhebliche Belastungen. Bereits die stark gestiegenen Energiekosten belasten die Heilmittelbetriebe überdurchschnittlich stark; dies gilt insbesondere bei den Fahrtkosten für Hausbesuche sowie dem erhöhten Energiebedarf in den Praxen: Anders als privaten Haushalten ist es Heilmittelpraxen nicht möglich, bei den Heizungskosten zu sparen, weil permanentes Lüften und damit die Zufuhr von Kaltluft zwingend zum Hygienekonzept in Abwehr von Corona-Infektionen gehört“, so der SHV.

Viele Praxen stehen aufgrund der stark gestiegenen Kosten schon jetzt wirtschaftlich schlecht dar. Denn die gesetzlichen Krankenkassen weigern sich seit Jahren, den Heilmittelerbringern eine angemessene Vergütung zuzugestehen. Dadurch konnten viele Praxen kaum Rücklagen bilden. Heilmittelerbringer benötigen daher dringend Unterstützung – und zwar zeitnah, nicht erst rückwirkend. Der SHV fordert eine Inflationsausgleichs-Pauschale, die ähnlich umgesetzt werden könnte wie zuletzt die Hygienepauschale. Dabei erhalten Heilmittelerbringer für jede Behandlung bzw. Verordnung einen Inflationsausgleich, berechnet nach dem durchschnittlichen Bruttoumsatz pro therapeutischer Behandlungseinheit und der prognostizierten Inflation.

Bei der Sachverständigen-Anhörung des Gesundheitsausschusses zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz kam zudem das Thema Direktzugang zur Sprache. Maria Klein-Schmeink, Bündnis 90/Die Grünen, erkundigte sich beim SHV, wie Modellprojekte zum Direktzugang für Heilmittelerbringer schnell umgesetzt werden könnten und welche Potenziale dieser Direktzugang für die Versorgung hätte.

Ute Repschläger, stellvertretende SHV-Vorsitzende, verdeutlichte während der Anhörung, welche positiven Effekte der Direktzugang zu Heilmittelerbringern für die Versorgungssicherheit in Deutschland haben kann. Um vorab alle Fragen zu klären, die zum Direktzugang derzeit noch bestehen, sollten Modellprojekte zum Direktzugang als wissenschaftliche Studie konzipiert sein, schlug Repschläger vor. Die wissenschaftliche Studie könne unter unabhängiger Begleitung einer Hochschule und in Zusammenarbeit mit einzelnen Krankenkassen und Verbänden der Heilmittelerbringer durchgeführt werden, so Repschläger. Dadurch würde ein Studiendesign mit hoher Qualität sichergestellt.

Die Annahme der Heilmittelerbringer sei es, dass der Direktzugang zum einen positive Effekte auf die Versorgungssicherheit in Deutschland habe, Stichwort ländliche Versorgung. Zum anderen geht Repschläger davon aus, dass der Direktzugang ein Baustein zur Kosteneffizienz für das GKV-System sein könne.

Diese Erwartung stützte die stellvertretende SHV-Vorsitzende auf eine Vielzahl von Studien: Eine amerikanische Studie habe beispielsweise belegt, dass durch den Direktzugang weniger bildgebende Verfahren und Medikamente benötigt werden. Studien aus England würden zeigen, dass Patienten schneller geholfen werde, wenn der Weg über den Arzt entfalle. Dadurch seien Patienten auch schneller wieder arbeitsfähig. Und oftmals seien zudem insgesamt weniger Behandlungen notwendig – bei gleichen oder teils sogar besseren Behandlungsergebnissen.

In Deutschland haben IFK und BIG direkt gesund zwischen 2011 und 2018 gemeinsam ein Modellvorhaben zu mehr Handlungsautonomie durchgeführt, in dem Physiotherapeuten selbst über die Art, Dauer und Frequenz der Behandlung entscheiden durften. Hier durften zwar noch nicht alle Aspekte des Direktzugangs erprobt werden, doch trotzdem fiel bereits auf, dass die Behandlungsdauer unter physiotherapeutischer Regie kürzer war als im herkömmlichen System. Ein Modellprojekt, das sich mit allen Facetten des Direktzugangs beschäftigt, könnte nun die letzten noch offenen Fragen wissenschaftlich beantworten.

Die Stellungnahme des SHV sowie eine Aufzeichnung der öffentlichen Anhörung zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz stehen online zur Verfügung.

Am 14. September 2022 fand in Berlin die Fachtagung Gesundheitskompetenz sowie die Sitzung der Allianz Gesundheitskompetenz statt. Für den SHV nahm Ute Repschläger, SHV-Vorstand und IFK-Vorstandsvorsitzende, teil.

Im Rahmen der Fachtagung wurde über das Thema Digitale Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung diskutiert. Ausgangspunkt war eine Studie der Universität Bielefeld. Zentrale Ergebnisse darin waren unter anderem, dass Gesundheitskompetenz – ähnlich wie in der Allgemeinbevölkerung – auch bei Personen mit Migrationshintergrund sozial ungleich verteilt ist. Zudem fällt es Personen mit Migrationshintergrund schwer, Informationen zu beurteilen und anzuwenden. Es zeigte sich überdies, dass geringe Gesundheitskompetenz konkrete Auswirkungen hat und Personen sich ungesünder verhalten. In der Folge muss auch das Gesundheitssystem mehr genutzt werden. Besonders schlecht ausgeprägt war bei den Studienteilnehmern mit Migrationshintergrund die digitale Gesundheitskompetenz. Große Schwierigkeiten bestehen in diesem Bereich unter anderem bei der Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit sowie der Neutralität digitaler Gesundheitsinformationen.

Die anschließende Sitzung der Allianz Gesundheitskompetenz bot den Teilnehmern die Möglichkeit, die ersten Ergebnisse der vom BMG geförderten Forschungsprojekte zur Förderung der Gesundheitskompetenz kennenzulernen und mögliche Synergieeffekte zu diskutieren. Die drei Themen „Gesundheitskompetenz vulnerabler Gruppen“, „Kommunikation in Gesundheitseinrichtungen“ und „Gesundheitskompetenz in Organisationen“ standen dabei im Fokus.

Die Allianz Gesundheitskompetenz ist eine Initiative des Bundesgesundheitsministeriums und hat sich zur Aufgabe gesetzt, Bürgerinnen und Bürger darin zu unterstützen, sich besser in den Strukturen des Gesundheitswesens zurecht zu finden sowie Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und für die eigene Gesundheitssituation nutzen zu können.

Partner der Allianz sind neben dem BMG, der Gesundheitsministerkonferenz der Länder und der Patientenbeauftragten bzw. dem Bevollmächtigten der Bundesregierung für Pflege 14 Spitzenorganisationen der Selbstverwaltung des deutschen Gesundheitswesens, unter anderem der SHV.

vorne im Bild (v.r.n.l.): Ute Repschläger (SHV-Vorstand und IFK-Vorstandsvorsitzende), Zeynep Reichmuth (Fachreferentin Methodenbewertung Abteilung Medizin, GKV-Spitzenverband), Martina Huth (Referentin Dezernat 8 Public Health, Bundesärztekammer)

 

Die Heilmittelverbände verhandeln seit 2021 über fachliche und wirtschaftliche Aspekte im Rahmen der Umsetzung der Blankoverordnung. Der GKV-Spitzenverband und die therapeutischen Verbände ringen dabei insbesondere um die Kriterien einer wirtschaftlichen Leistungserbringung. Dabei geht es beispielsweise um die Frage, über welche Anzahl an vorrangigen und ergänzenden Heilmitteln der Therapeut im Rahmen der Blankoverordnung frei entscheiden kann. Darüber hinaus wird auch über neue Bestandteile verhandelt, im Bereich der Physiotherapie beispielsweise über die (neue) Position Physiotherapeutische Diagnostik und den (neuen) Abschlussbericht an den behandelnden Arzt. Gerade die Fragen zur wirtschaftlichen Versorgung werden in Verhandlungen sehr kontrovers diskutiert und gehen nur sehr langsam voran, da bei den Krankenkassen die unbegründete Sorge besteht, dass die Ausgaben für Heilmittel weiter steigen.

Gesetzgeber streicht Frist und stärkt damit die Verhandlungen

Bereits Ende Juli 2022 hat die Koalition mit dem Entwurf des GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKVFinStG) eine im Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) geregelte Frist bis zum 30. September 2021 für den Abschluss der Verhandlungen zur Blankoverordnung zwischen den maßgeblichen Verbänden und dem GKV-Spitzenverband gestrichen.

Der Grund:Die Coronapandemie hat die Verhandlungen zu den neuen Rahmenverträgen in den einzelnen Heilmittelbereichen und über die neuen Vergütungslisten massiv in die Länge gezogen. Da der neue Bundesrahmenvertrag die Grundlage für die Verhandlungen zur Blankoverordnung ist, haben diese verspätet begonnen, im Bereich der Ergotherapie sogar erst nach Ablauf der vom Gesetzgeber ursprünglich angesetzten Frist zum Verhandlungsende. Im Bereich der Sprachtherapie/Logopädie haben die Verhandlungen auf Grund der laufenden Schieds- und Gerichtsverfahren noch gar nicht begonnen. Die ursprüngliche Frist zum 30. September 2021 war daher nicht zu halten und schwebte nach Ablauf im luftleeren Raum.

Die Entscheidung des Gesetzgebers zur Streichung der Frist begrüßt der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) ausdrücklich. Denn: Mit dem Streichen der Frist für den Abschluss der Verhandlungen zu den Blankoverordnungen in § 125a Sozialgesetzbuch V wird ausgeschlossen, dass die Schiedsstelle gezwungen wird, Entscheidungen zur Umsetzung der Blankoverordnung zu treffen, über die die Vertragsparteien noch nicht verhandeln konnten. Mit der Streichung der Frist entscheiden im ersten Schritt allein die Verhandlungsbeteiligten über das weitere Verfahren. Sobald eine der Parteien das Scheitern der Verhandlungen erklärt, ist der Weg zur Schiedsstelle grundsätzlich eröffnet.

Versorgung optimieren

Die Versorgung der Patienten soll durch mehr Gestaltungsspielraum der Therapeuten verbessert werden. Das war das Ziel des Gesetzgebers. Ein Ansatz dafür soll laut TSVG die Blankoverordnung sein. Mehr Autonomie in der Therapie ist eine zentrale Forderung des SHV und seiner Mitgliedsverbände.

Bei der Reform der Berufsgesetze im Heilmittelbereich beginnt das BMG mit den Berufen der Physiotherapie. Die vom BMG vorgelegten Überlegungen gelten ebenso für die Bereiche Ergotherapie und Logopädie/Sprachtherapie: Es wird beabsichtigt, die grundständige Ausbildung in den Heilmittelberufen zu akademisieren. Mit einer einzigen, völlig einvernehmlichen, weil berufsspezifischen Ausnahme: Die Ausbildung der Masseure und medizinischen Bademeister wird zwar auch modernisiert, verbleibt jedoch an Berufsfachschulen.

Nach dem Konsultationsverfahren zur Vorbereitung des Referentenentwurfs über die Berufe in der Physiotherapie im Jahr 2021 hat das zuständige Referat im Bundesministerium für Gesundheit nun eine ergänzende Befragung zu einem Konzeptentwurf über die zukünftige Ausgestaltung der Berufe in der Physiotherapie gestartet.

Die Physiotherapieverbände IFK, PHYSIO-DEUTSCHLAND und VPT werden mit Unterstützung des VLL (Verband der Leitenden Lehrkräfte) sowie des HVG (Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe) den Fragenkatalog gemeinsam im Fachausschuss Physiotherapie des Spitzenverbandes der Heilmittelverbände (SHV) bearbeiten und beim Bundesministerium für Gesundheit einreichen.

Hochschulische Ausbildung als Antwort für die Zukunft

Die Modernisierung der Ausbildungen hin zu einem Studium in der Physiotherapie ist die dringende und richtige Antwort auf die wachsenden Anforderungen bei der therapeutischen Versorgung der Patientinnen und Patienten. Voraussetzung für eine zukunftssichere und bedarfsorientierte Physiotherapie ist eine Novellierung der Berufsgesetze sowie eine Vereinbarung mit den Ländern über den Ausbau entsprechender Studienkapazitäten. Aus Sicht des SHV gilt das für die Therapieberufe der Ergotherapie und Logopädie in gleichem Maße.

Im Bereich der Logopädie/Sprachtherapie setzt sich der Arbeitskreis Berufsgesetz seit Jahren für eine zeitnahe primärqualifizierende hochschulische Ausbildung als Standard für alle im Bereich der Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie Tätigen ein.

Das gemeinsame Ziel der Verbände ist klar: Sie fordern eine grundständige hochschulische Ausbildung mit hohem Praxisanteil für alle angehenden Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten und sehen dafür eine Übergangsphase von zehn bis 15 Jahren. In diesem Zeitraumkönnen von den Bundesländern ausreichend Kapazitäten an den Hochschulen geschaffen werden. Einen Vorschlag für die Realisierung des erforderlichen Transformationsprozesses haben die drei Physiotherapieverbände IFK, PHYSIO-DEUTSCHLAND und VPT gemeinsam mit dem VLL und dem HVG im Ministerium bereits im Konsultationsverfahren im vergangenen Jahr eingereicht.  

Gemeinsam mehr erreichen

Die physiotherapeutischen Verbände und der DVE sind engagierte Mitglieder im Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen. Gemeinsam fordern sie eine nachhaltige und zukunftsfeste hochschulische Ausbildung für die Therapieberufe Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie und klären in Politik, den Berufsgruppen und der allgemeinen Öffentlichkeit kontinuierlich über die Vorteile und den Nutzen einer hochschulischen Ausbildung für die Versorgung der Patientinnen und Patienten auf. Erst wenn es neue Berufsgesetze gibt und die Infrastruktur für die Umsetzung vorangebracht wird, ist die Zukunft der Therapieberufe gesichert, zum Wohle der Patientinnen und Patienten.

Die Koalitionsverträge in Nordrhein-Westfalen (NRW) und Schleswig-Holstein wurden veröffentlicht. Der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) freut sich, dass für die Heilmittelerbringer wichtige Themen Berücksichtigung gefunden haben.

Ein Thema, für das sich der SHV schon lange einsetzt, ist die Akademisierung der Ausbildung der Heilmittelberufe. Besonders erfreulich ist daher, dass in NRW die Modellstudiengänge verstetigt werden: „Um den Anforderungen an eine moderne medizinische und pflegerische Versorgung, ihre Sicherstellung in der Fläche und dem dafür notwendigen Fachkräftemix gerecht werden zu können, wollen wir das Angebot zur primärqualifizierenden akademischen Ausbildung deutlich stärken, die Modellstudiengänge verstetigen und an den Hochschulen des Landes mehr Studienplätze für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie anbieten.“ NRW wird hier aber lediglich eine Brückenlösung vereinbaren, bis die Beratungen in Berlin abgeschlossen sind. Der SHV hofft, dass sich die Koalition nicht nur für eine Verstetigung einsetzt, sondern eine Vollakademisierung als Ziel sieht.

„Wir freuen uns, dass sich der Einsatz des SHV während der Verhandlungen derart niederschlägt und wir so, zumindest auf Landesebene, unseren Zielen ein Stück näherkommen“, sagt Andreas Pfeiffer, SHV-Vorsitzender.

Die neue Regierung in Schleswig-Holstein will schnellstmöglich einen „Pakt für die Gesundheits- und Pflegeberufe“ auf den Weg bringen. Dort sollen „die Bedingungen im Bereich Ausbildung, Studium und die Kapazitäten weiter verbessert und an den Bedarf angepasst werden“.