Archiv der Kategorie: TherapieGipfel

„Der Therapiegipfel ist für die Heilmittelerbringer das gesundheitspolitische Highlight des Jahres.“ Mit diesen Worten begrüßt der SHV-Vorsitzende Andreas Pfeiffer alle anwesenden Gäste, Diskutanten und Funktionäre aus Verbänden und Politik zum 5. SHV-TherapieGipfel in Berlin. Vor vollen Rängen folgte auf eine kurze Bilanzierung der gemeinsam erreichten Ziele der vergangenen Jahre der Ausblick auf die bevorstehende Podiumsdebatte. Bezugnehmend auf das diesjährige Leitmotto der Veranstaltung Versorgung neu denken! erneuerte Pfeiffer die zentralen Themen und Forderungen, die seitens der Heilmittelerbringer an die Politik ergehen. Denn von ihrer Erfüllung hängt wesentlich ab, wie es um die Versorgungssicherheit im Gesundheitswesen zukünftig bestellt sein wird. Die Liste der Themen ermöglichte eine spannende Diskussion: Mehr Anerkennung für die Berufe und Mitbestimmung im G-BA, Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit, Bürokratieabbau, Direktzugang und Digitalisierung – um hier nur einige zu nennen.

„Allein die doppelte demografische Herausforderung – die Alterung unserer Gesellschaft und die Alterung unserer Berufsgruppen – erfordern es, Versorgung neu zu denken.“ (A. Pfeiffer)

Lauterbach kündigt unter anderem Vollakademisierung der Logopädie an    

„Wir nehmen uns die Reform der Berufsausbildungen Schritt für Schritt vor und fangen damit sofort an. Noch in diesem Jahr werden wir einen Entwurf für die Physiotherapie vorlegen.“ (K. Lauterbach)  

Per Videobotschaft setzte Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach noch vor Beginn der Podiumsdiskussion Wegmarken, an denen sich die Politik seines Ministeriums zukünftig wird messen lassen müssen. Im Rahmen des geplanten Versorgungsgesetzes stellte er etwa den Direktzugang konkret in Aussicht – vorläufig noch im Modellvorhaben. An die Reform der Berufsgesetze der Physiotherapie, so der Gesundheitsminister, sollen sich die Reformen von Logopädie/Sprachtherapie und Ergotherapie „zeitnah anschließen“ (K. Lauterbach). Bereits im Vorfeld der schrittweise durchzuführenden Berufsreformen würden mit dem Pflegestudiumstärkungsgesetz die akademischen Ausbildungsangebote in den Heilmittelberufen vom Modell- in den Regelzustand überführt. Inhaltlich vage blieb dagegen, was mit den „maßvollen Anpassungen“ (K.- Lauterbach) der Rahmenbedingungen gemeint ist, die den Übergangszeitraum organisieren und strukturieren sollen.

Breiten Applaus aus den Reihen der anwesenden Logopäden und Sprachtherapeuten, aber auch aus dem übrigen Plenum bekam Lauterbachs Zustimmung zur Vollakademisierung der Logopädie/Sprachtherapie, wie sie auch Bund und Länder im Gesamtkonzept Gesundheitsfachberufe vorschlagen. Dass der eingeschlagene Weg zur Akademisierung der Therapieberufe der richtige ist, dazu bekannte sich anschließend auch Dr. Oliver Grundei, Staatssekretär im Ministerium für Justiz und Gesundheit in Schleswig-Holstein. Im Anschluss an Lauterbachs Videobotschaft stellte er sich in der Entscheidungsfrage nach der Voll- oder Teilakademisierung für die Physiotherapie hinter den Bundesminister und sprach sich für die Teilakademisierung für diese Berufsgruppe aus, vor allem mit Blick auf die Größe der Berufsgruppe. Ausdrücklich aber mit dem Hinweis versehen, dass es sich dabei um eine Einschätzung „Stand jetzt“, also nicht um das „Ende der Fahnenstange“ handele.   

„Wir haben internationale Rahmenbedingungen, die so herausfordernd sind, wie wahrscheinlich seit Ende des zweiten Weltkriegs nicht mehr.“ (Dr. O. Grundei)

Was bedeutet es für die Reform der Berufsbilder und die interprofessionelle Zusammenarbeit, wenn wir Versorgung neu denken?

Den ersten Teil der Podiumsdiskussion eröffnete dann Markus Algermissen, Bundesministerium für Gesundheit. Von Moderatorin Sabine Rieser direkt auf die konkreten Umsetzungsschritte angesprochen, mit denen der angekündigte Gesetzentwurf „auf die Straße gebracht“ (M. Algermissen) werden soll, kam das Gespräch schnell bei den großen Themen an. Von den Vertretern des SHV wurde vor allem die Legitimierung der Teilakademisierung in der Physiotherapie als pragmatische, da jetzt machbare Zwischenlösung mit dem Gegenargument gekontert, sie trage dazu bei, „den Systembruch in Europa zu stabilisieren“ (A. Pfeiffer).  

Nur für einige ein Widerspruch: Die SHV-Vertreter stellten fest, dass eine Unterscheidung zwischen einer hochschulischen und fachschulischen Ausbildung mit Blick auf die Therapieprozesse nicht funktional sei. Interesse weckte Algermissen mit seiner Aussage, dass „ein wesentlicher Unterschied perspektivisch bei den diagnostischen Kompetenzen liegen wird“.

Einigkeit herrschte beim Thema Durchlässigkeit. Bei der Umsetzung der Teilakademisierung in der Physiotherapie müsse unbedingt und in alle Richtungen gewährleistet sein, dass auch Menschen mit mittleren Bildungsabschlüssen ermöglicht wird, ein Studium aufzunehmen. Nur so kann dieser Schritt wirksam dazu beitragen, den Fachkräftemangel abzubauen. Die Teilakademisierung, so Algermissen auf die Anschlussfrage, ob und wie genau Versorgung dabei neu gedacht wird, sei kein harmloser „Trippelschritt“, sondern vielmehr „der Einstieg in eine reguläre hochschulische Physiotherapieausbildung“. Es sei dieser Schritt, der „eine bessere Grundlage schafft, um Interprofessionalität zu fördern“, die eben nicht nur zwischen Ärzten und akademisierten Angehörigen der Gesundheitsfachberufe möglich sein darf. Diese „neu gedachte“ Interprofessionalität auf Augenhöhe bejaht und fordert im Einvernehmen mit den anderen Podiumsteilnehmern auch Dr. med. Ellen Lundershausen (Bundesärztekammer), die in diesem Kontext auch sehr gelassen auf das angebliche Reizthema Direktzugang blickt. Was hier aus Ärztesicht interessiert, ist vor allem die Qualifizierung, die erkennbar, also transparent sein muss. Daneben spielen Fragen der Haftung und der Budgetverantwortung eine Rolle. Sind diese Fragen geklärt, spricht nichts gegen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, ohne die das „System am Ende auch gar nicht funktioniert.“ (Dr. med. E. Lundershausen)

„Mit dem pragmatischen Schritt stabilisieren wir den Systembruch in Europa.“ (A. Pfeiffer)

„Unterschiedliche Bildungsabschlüsse lassen sich mit der Teilakademisierung besser in die Versorgung integrieren, als über die Vollakademisierung.“ (M. Algermissen) 

„Akademisierung ist nicht die allseligmachende Antwort auf den Fachkräftemangel“ (M. Algermissen)

„Die Teilakademisierung ist aus unserer Sicht schon das richtige Stichwort.“ (M. Algermissen)

„Ganz große Unterschiede zwischen fach- und hochschulischer Ausbildung sind in der Physiotherapie gar nicht möglich.“ (M. Algermissen)

„Wir wollen den Beruf des Masseurs und des medizinischen Bademeisters erhalten und in die Zukunft tragen.“ (M. Algermissen)

„Der Direktzugang bildet im Gesamtkontext ein kleines Mosaiksteinchen bei der Neuordnung von Kompetenzen.“ (M. Algermissen)

„Interprofessionelle Zusammenarbeit darf kein Ehrenamt sein.“ (U. Repschläger)

„Wir schaffen eine Zwei-Klassen-Physiotherapie, wenn wir sagen, die einen dürfen den Direktzugang machen, die anderen nicht.“ (U. Repschläger)

„Wenn wir nicht mit den anderen Gesundheitsberufen zusammenarbeiten, können wir als Ärzteschaft überhaupt nicht arbeiten.“ (Dr. med. E. Lundershausen)

„Das Wort, das mir bis hierhin am besten gefällt: pragmatisch. Pragmatische Lösungen sind mir in diesem Kontext die liebsten.“ (Dr. med. E. Lundershausen)

„Es reicht nicht aus, die interprofessionelle Zusammenarbeit mit den Füßen in die Praxen zu tragen. Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen, die den Prozess anleiten und professionalisieren.“ (K. Schubert)

Die Therapieberufe verlieren an Attraktivität – woran liegt das?

Nicht weniger kontrovers ging es im zweiten Teil weiter. Hier stand zunächst die Vergütungsfrage im Mittelpunkt: Inwieweit trägt die Unzufriedenheit mit dem Gehalt zum Attraktivitätsverlust und den häufigen Berufsausstiegen in den Therapieberufen bei? Sehr viel, wie sich zeigt, denn im Vergütungsranking mit anderen Berufen, auch im medizinischen Bereich, „bildet die Physiotherapie das einsame Schlusslicht.“ (M. Pintarelli-Rauschenbach) Auch Stamm-Fibich war der Meinung, dass zu einer „vernünftigen Behandlung auch eine adäquate Bezahlung“ gehört. Zu dem misslichen Vergütungssituation kommen unangenehmeRahmenbedingungen, zu denen verschiedene Kostensteigerungen im Praxisbetrieb ebenso gehören wie der immense bürokratische Aufwand, der nicht vergütet wird. Die Prüfpflicht oder das Einziehen der Zuzahlungen beispielsweise müssen „politisch geprüft und ggf. abgeschafft werden.“ (D. Karrasch) Zustimmung kam von der Bundestagsabgeordneten Saskia Weishaupt (BÜNDNIS 90/Die Grünen), die anerkennt, dass es in Zeiten der Teuerung nicht ausreicht, allein auf die Vergütung zu schauen, wenn deren Steigerung direkt der Inflation zum Opfer fällt. Ein zweiter Punkt betraf die Vergleichbarkeit der Gesundheitsberufe. Auch hier äußerte sich Weishaupt kritisch mit Blick auf unser „Arzt-zentriertes System in Deutschland“, das dazu führt, dass wir sehr gut ausgebildete Fachkräfte in den Gesundheitsfachberufen haben, die mehr können, als sie am Ende dürfen. Das heißt, hier liegt Potential für eine leistungsangemessene Vergütung sowie mehr Autonomie für die Berufsangehörigen in der Therapie. „Die Vorgaben zur Auswahl der Therapie und der Behandlungszeit verhindern viel zu häufig, dass die Therapeut*innen ihre Expertise voll entfalten und ihre Kompetenz anwenden können“, betont Pintarelli-Rauschenbach.  

Beim Thema Behandlungszeit kam dann schnell die Überarbeitung der Leistungsbeschreibung ins Spiel. Die Forderungen der Heilmittelerbringer für bessere Rahmenbedingungen liegen seit langem auf dem Tisch: Mehr Flexibilität bei der Behandlungszeit, Anerkennung von Diagnostik und Befundung als „elementare Bestandteile der physiotherapeutischen Arbeit“ (H. Hecker) und die effizientere Anwendung von gelernten Kompetenzen und digitalen Hilfsmitteln. Ändert sich der Rahmen durch eine Anpassung der Leistungsbeschreibung, so die klare Haltung auf dem Podium, erreichen wir eine Aufwertung der Berufe – finanziell und ideell.  

Im  Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) e.V. haben sich die sechs größten Berufsverbände der Heilmittelbranche zusammengeschlossen: Deutscher Bundesverband für Logopädie (dbl), Deutscher Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs), Deutscher Verband Ergotherapie (DVE), Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten (IFK), Deutscher Verband für Physiotherapie (PHYSIO-DEUTSCHLAND) und Verband für Physiotherapie (VPT).

„Bei der Gehaltdiskussion wird oft vergessen, woher wir kommen. Trotz Erhöhungen liegen wir im Vergleich mit den anderen Gesundheitsfachberufen weit hinten.“ (M. Pintarelli-Rauschenbach)

„Bürokratischer Aufwand, der bei uns abgelegt wird, muss entweder abgeschafft oder vergütet werden.“ (D. Karrasch)

„Wir sind an veraltete Rahmenbedingungen gebunden, die nicht den Standards entsprechen, die wir bieten könnten, wenn wir es dürften.“ (D. Karrasch)

„Wir müssen uns darüber Gedanken machen, wie wir unser Gesundheitssystem ausrichten wollen. In Deutschland denken wir noch immer sehr Arzt-zentriert.“ (S. Weishaupt)

„Wie schaffen wir es, den Menschen, die wir bereits gut ausgebildet haben, eine Perspektive aufzuzeigen? Wo wollen wir hin in der Versorgung? Hier hat die Politik noch einiges zu tun.“ (S. Weishaupt)

„Die Überarbeitung der Leistungsbeschreibung und eine angemessene Vergütung der abgegebenen Leistung sind mehr als überfällig.“ (H. Hecker)

Der Therapiegipfel wird jährlich vom SHV als hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion veranstaltet, um gemeinsam im Dialog mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und der Kassen Kernforderungen der Branche an die politischen Entscheidungsträger in Berlin zu richten.

 

Der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) lädt Politik, Kostenträger und die Berufsangehörigen der Heilmittelbranche am 14. November 2023 zum 5. TherapieGipfel nach Berlin ein. Das Motto des diesjährigen TherapieGipfels lautet: Versorgung neu denken!

Für die Gesundheitspolitik hat Bundesminister für Gesundheit, Prof. Dr. Karl Lauterbach, gegenüber seinen Gesundheitsministerkollegen aus den Bundesländern für Herbst 2023 bis Frühjahr 2024 richtungsweisende Gesetzesvorhaben angekündigt. Diese werden mittel- und unmittelbare Auswirkungen für den Heilmittelbereich und die therapeutische Patientenversorgung haben. Dabei geht es beispielsweise um die grundsätzliche Ausrichtung der Ausbildung in den Therapieberufen, die Umsetzung von im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankerten Vorhaben wie Modellvorhaben zum Direktzugang oder auch die Neuausrichtung der stationären Versorgung der Menschen in Deutschland. Neben diesen aktuellen politischen „Aufhängern“ spielen Themen wie finanzielle Ausstattung, Digitalisierung, Abbau von Bürokratie sowie eine stärkere Umsetzung von interprofessioneller und patientenzentrierter Zusammenarbeit für den SHV weiterhin eine große Rolle. „Die aktuellen politischen Vorhaben, das Potenzial unserer Berufe für die therapeutische Patientenversorgung und der öffentliche Diskurs dazu mit den Entscheidern, machen eine Teilnahme am TherapieGipfel des SHV so interessant“, betont Andreas Pfeiffer, Vorsitzender des SHV, den Stellenwert des TherapieGipfels auf der gesundheitspolitischen Bühne in Berlin.

Anmeldung ab sofort online möglich

Der 5. TherapieGipfel 2023 findet von 15 bis 18 Uhr im Historischen Hörsaal des Langenbeck-Virchow-Hauses in Berlin statt. https://www.langenbeck-virchow-haus.de/de.html

Die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.

Über den Spitzenverband der Heilmittelerbringer

Der SHV vertritt als maßgebliche Spitzenorganisation die berufspolitischen Interessen der Heilmittelerbringer auf Bundesebene und ist für die Belange der Heilmittelversorgung Ansprechpartner der Politik, der Ministerien, der Selbstverwaltungsorgane, anderer bedeutender Organisationen des Gesundheitswesens sowie der Medien. Sechs Verbände aus den Heilmittelbereichen Ergotherapie, Logopädie, Sprachtherapie und Physiotherapie bilden aktuell den SHV und repräsentieren damit die berufspolitischen Interessen von mehr als 75.000 Mitgliedern. Weitere Informationen zu den Aktivitäten des SHV gibt es hier: https://www.shv-heilmittelverbaende.de/.

 

 

 

Klare Botschaften von Lauterbach für alle Heilmittelerbringer: Vergütung absichern, Direktzugang und Akademisierung vorantreiben

„Wir wollen die bessere Vergütung weiter absichern und auf einen belastbaren Weg bringen. Wir wollen den Direktzugang ermöglichen. Und wir wollen die Teilakademisierung einführen, um eine eigene Evidenz zu ermöglichen.“ – Vor vollen Rängen positionierte sich Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach beim 4. TherapieGipfel des Spitzenverbands der Heilmittelverbände (SHV) klar für bessere Bedingungen für die Heilmittelerbringer. „Es wird an allen Ecken und Enden gleichzeitig gearbeitet. Sie können sich darauf verlassen, dass wir auch an Sie denken“, richtete sich der Minister direkt an die gut 450 Teilnehmenden in Berlin und überzeugte im Folgenden mit einer gut informierten und fachlich fundierten Analyse der Situation in den Heilmittelberufen.

Er betonte den sehr engen Austausch seines Ministeriums mit dem Spitzenverband der Heilmittelverbände. Erst kürzlich gab es im Bereich der Physiotherapie ein erweitertes Konsultationsverfahren, bei dem auch der SHV nach seiner Einschätzung gefragt wurde. Das Ziel: Die bestmögliche Umsetzung der Akademisierung – zunächst in der Physiotherapie. Die Akademisierung der weiteren Heilmittelberufe wie Ergotherapie und Logopädie soll nun geprüft werden. In diesem Zusammenhang fand Lauterbach ebenfalls klare Worte und sprach sich deutlich für eine Teilakademisierung in den Berufen der Physiotherapie aus; wobei Teilakademisierung im Verständnis des Ministeriums in Übereinstimmung mit den Bundesländern bedeutet, dass die Ausbildung zum Physiotherapeuten vollständig akademisiert wird, die Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister jedoch fachschulisch bleibt.

Starke akademische Ausbildung unabdingbar

Ohne Akademisierung geht es nicht, stellte der Bundesgesundheitsminister unmissverständlich klar. „Versorgung soll evidenzbasiert und patientengerecht sein“, betonte Minister Lauterbach. Es brauche also Studien. Denn ohne Studien und Forschung gebe es keine Evidenz. Wissenschaft – und somit eine hochschulische Ausbildung – sei die Basis für Evidenz. „Wir brauchen eine starke akademische Ausbildung“, fasste Prof. Lauterbach zusammen.

Modellprojekte zum Direktzugang kommen

Auch beim Direktzugang ziehen Bundesgesundheitsministerium und SHV an einem Strang. Die Vorbereitungen für eine Gesetzesänderung und damit die Einführung von Modellvorhaben zum Direktzugang sind weit gediehen, erklärt Minister Lauterbach. Auf Nachfrage bat Prof. Lauterbach jedoch um Verständnis: Er könne kein genaues Datum nennen, bis wann die Möglichkeit für Modellprojekte zum Direktzugang gesetzlich verankert sei. „Wir sprechen hier aber über Wochen und nicht über Monate“, machte er deutlich.

Vergütung noch nicht ausreichend

Mit Blick auf die Vergütung stellte er klar, dass durch die Umsetzung der Bundeshöchstpreise und die Möglichkeit, Verhandlungen bundesweit zu führen, erste Teilerfolge bereits greifen. Aber dieser dynamische Prozess müsse nun konsequent weitergehen. „Sie sind nicht aus Gewinnmaximierungsabsichten in diesen Beruf gegangen“, war ihm sehr bewusst. Voraussetzung für attraktive Heilmittelberufe seien aber angemessene Gehälter. Aus diesem Grund seien die Heilmittelerbringer bewusst aus dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz ausgeklammert worden, um die Vergütungserhöhungen der vergangenen Jahre nicht direkt wieder zu egalisieren.

Dank für den herausragenden Einsatz bei der Bewältigung der Coronapandemie

Besonders wichtig war es Lauterbach zudem, sich bei den anwesenden Therapierenden ausdrücklich zu bedanken. Ob Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie: „Für mich ist klar, welche Bedeutung die Heilmittelerbringer haben. Ich weiß, dass es ohne die Heilmittelerbringer in vielen Bereichen nicht funktionieren würde“, betonte Minister Lauterbach. „Ich möchte mich daher auch im Namen der gesamten Bundesregierung ganz herzlich für ihre Leistungen bedanken!“, unterstrich Prof. Lauterbach den Stellenwert der Heilmittelerbringer.

Bildunterschrift: Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (Mitte) beim 4. TherapieGipfel des Spitzenverbands der Heilmittelverbände (SHV) mit Andreas Brandhorst, Referatsleiter im Bundesministerium für Gesundheit, und den SHV-Vorstandsmitglieder Katrin Schubert (dbs), Ute Repschläger (IFK), Andreas Pfeiffer (DVE), Hans Ortmann (VPT) und Uwe Eisner (PHYSIO-Deutschland) (v. l.).

Köln, den 22.11.2022

Am 21. November 2022 findet im Historischen Hörsaal des Langenbeck Virchow Hauses Berlin der 4. TherapieGipfel des Spitzenverbands der Heilmittelverbände statt.

Zum Auftakt des Veranstaltungsprogramms wird Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach ein Eingangsstatement zur Situation der Heilmittelerbringer geben. Anschließend diskutieren die Vorstände der Mitgliedsverbände des SHV zum Thema Berufsattraktivität mit hochrangigen Gesundheitspolitikern. Die Bundestagsabgeordneten und heilmittelpolitischen Sprecherinnen Bettina Müller (SPD) und Nicole Westig (FDP) haben ihre Teilnahme bereits zugesagt, weitere Teilnehmer sind angefragt.

Interessierte können sich ab sofort für den TherapieGipfel kostenfrei anmelden. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Eine Teilnahme ist nur mit Voranmeldung möglich. Die Veranstaltung dauert von 15 bis 18 Uhr.  

Programm:

15:00 Uhr Eröffnung  

 

15:10 Uhr Grußwort

  • Dr. Karl Lauterbach, MdB
    Bundesminister für Gesundheit

 

15:40 – 18:00 Uhr Podiumsdiskussion „Berufsattraktivität“

Diskutanten

  • Bettina Müller  

Bundestagsabgeordnete (SPD), Berichterstatterin für die Gesundheitsfachberufe

 

  • Nicole Westig

Pflegepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion

 

  • Saskia Weishaupt (MdB), Bündnis 90/Die Grünen (angefragt)

Mitglied des Ausschusses für Gesundheit

 

  • Andreas Pfeiffer
    Vorsitzender SHV e.V.

Vorsitzender, Deutscher Verband Ergotherapie e.V. (DVE)

 

  • Hans Ortmann,
    Vorsitzender SHV e.V.

Bundesvorsitzender, Verband Physikalische Therapie (VPT) e.V.

 

  • Ute Repschläger
    Vorsitzende SHV e.V.

Vorsitzende, Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V.

 

  • Katrin Schubert

Stv. Vorsitzende SHV e.V.

Bundesvorsitzende, Deutscher Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs) e.V.

 

  • Uwe Eisner
    Vorsitzender, PHYSIO-DEUTSCHLAND

 

Moderation: Martin von Berswordt-Wallrabe

 

Zur Veranstaltungsanmeldung

 

Veranstaltungsort:

Langenbeck-Virchow-Haus

Luisenstraße 58/59

10117 Berlin (Mitte)

 

 

 

Heilmittelversorgung gestalten und zukunftsfähig machen

Köln, 02. September 2019: Am 09. September 2019 eröffnet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den 2. TherapieGipfel in Berlin. Im Mittelpunkt dieser Branchenveranstaltung im Langenbeck-Virchow-Haus stehen zukunftsrelevante Themen zur Sicherung der therapeutischen Patientenversorgung in Deutschland. Mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) hat die Politik erste Akzente zur Optimierung der therapeutischen Versorgung gesetzt. „Ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen, um eine wohnortnahe und flächendeckende Patientenversorgung sicherzustellen und dem Fachkräftemangel in den Therapieberufen entgegenzuwirken“, betont Ute Repschläger, Vorsitzende des Spitzenverbandes der Heilmittelverbände (SHV), die Relevanz des 2. TherapieGipfels.

Ab 13 Uhr geht es am 09. September um aktuelle Gesetzesentwürfe wie beispielsweise das Digitale Versorgung-Gesetz (DVG), aber auch um Themen, die die Branche besonders bewegen, wie zum Beispiel die Vergütungssituation der Therapeuten, die Novellierung der Berufsausbildungsgesetze mit Blick auf die Akademisierung und überfällige Modellvorhaben zum Direktzugang. Bis 15 Uhr diskutiert der Vorstand des Spitzenverbandes der Heilmittelverbände (SHV) im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit verantwortlichen Gesundheitspolitikern, kompetenten Fachleuten und den Teilnehmern des 2. TherapieGipfels.

Der SHV erwartet als Veranstalter des 2. TherapieGipfels mit etwa 500 Teilnehmern wieder ein volles Haus. Neben der eigentlichen Podiumsdiskussion finden im Anschluss ab 15 Uhr bis 16.30 Uhr erstmals Fachrunden zu den oben genannten Themen statt. Jede Session beginnt mit einem fünfminütigen Impulsvortrag, dem eine inhaltliche Diskussion folgt. Jeder Teilnehmer hat so die Möglichkeit, zu all diesen Themen vertieft zu diskutieren.

„Das Format des TherapieGipfels bietet sowohl Entscheidern aus dem Gesundheitswesen, der Politik als auch den Berufsangehörigen die Möglichkeit, über die aktuelle therapeutische Versorgung zu sprechen und zukunftsweisende Schritte zu diskutieren“, so Ute Repschläger.

Weitere Infos zur Veranstaltung und das Online-Anmeldeformular gibt es unter www.therapiegipfel.de.

Heilmittelerbringer gehören zu den Berufsgruppen in Deutschland, die am schlechtesten vergütet werden. Die Folgen dessen sind schon jetzt deutlich zu erkennen: Der Fachkräftemangel ist überall präsent, Patienten müssen immer länger auf freie Termine warten. Denn die geringe Vergütung macht es gerade für junge Leute unattraktiv, Ergotherapeut, Physiotherapeut, Podologe oder Masseur und medizinischer Bademeister zu werden.

Mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) wurde der bundesweite Höchstpreis eingeführt. Das bedeutet, dass Heilmittelerbringer nun für jede Leistung die höchste Vergütung erhalten, die bis dato in einem der regionalen Tarifgebiete bezahlt wurde. Ein einheitliches Preissystem je Therapieberuf löst damit die vielen regionalen Preissysteme ab. Das ist gerade für bislang niedrig vergütete Regionen eine deutliche finanzielle Verbesserung.

Trotzdem sind weitere Schritte dringend erforderlich. Denn die Vergütungssätze der gesetzlichen Krankenversicherungen waren bislang so niedrig, dass selbst die Bundeshöchstpreise noch immer nicht ausreichen, um den wirtschaftlichen Betrieb einer Praxis zu gewährleisten. Unter anderem deshalb ist es nicht möglich, das Gehalt der angestellten Therapeuten auf ein angemessenes Niveau anzuheben.

Mit dem Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG) wurde die Grundlohnsummenbindung zunächst temporär bis Ende 2019 ausgesetzt. Mit dem TSVG konnte nun eine dauerhafte Abschaffung dieser Bindung an den durchschnittlichen Anstieg der Beitragseinnahmen der gesetzlichen Krankenkassen erreicht werden. Bei den ersten bundesweiten Vergütungsverhandlungen, die im Jahr 2020 anstehen, können die Vertragspartner also ‚frei‘ über die neuen Erhöhungen entscheiden. Basis für die Verhandlungen sollen betriebswirtschaftliche Kennzahlen sein.

Nachdem die Leistung von Heilmittelerbringern jahrelang viel zu gering vergütet wurde, ist nun die Zeit gekommen, in der Versäumtes nachgeholt werden muss. Die gute konjunkturelle Lage gibt den gesetzlichen Krankenkassen den entsprechenden finanziellen Spielraum dafür. Es bleibt deshalb zu hoffen, dass die anstehenden Verhandlungen die finanzielle Situation der Heilmittelerbringer nachhaltig verbessert Der SHV macht sich dafür stark.

Die Vergütung der Heilmittelerbringer ist eins der vier großen Themen, die beim 2. TherapieGipfel in Berlin im Mittelpunkt stehen werden. Am 9. September ab 13 Uhr wird es zudem um das Digitale Versorgung-Gesetz (DVG), den Direktzugang, die Blankoverordnung und die Novellierung der Berufsausbildungsgesetze mit Blick auf die Akademisierung gehen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (MdB) hat seine Teilnahme bereits zugesagt.

Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur kostenlosen Online-Anmeldung gibt es unter www.shv-heilmittelverbaende.de/therapiegipfel.

Berufspolitische Standortbestimmung – darum ging es beim Verbändetreffen am 21. November 2018 in Berlin. 14 Berufsverbände nahmen an diesem Austausch teil. Vertreter von BED, dba, dbl, dbs, DVE, IFK, LOGO Deutschland, PHYSIO-DEUTSCHLAND, SHV, VDD, VDP, VDB, VPT, Vereinte Therapeuten und ZFD sprachen über die berufspolitischen Belange von Diätassistenten, Ergotherapeuten, Logopäden, Masseuren und medizinischen Bademeistern, Physiotherapeuten, Podologen, sowie Sprach- und Stimmtherapeuten. Grundlage des Gesprächs war das Eckpunktepapier des Gesundheitsministers Jens Spahn und das Sofortprogramm von Dr. Roy Kühne.

Wichtiges Ziel aller Berufsverbände ist die finanzielle Besserstellung der Therapeuten in Deutschland. Dafür ist die dauerhafte Abschaffung der Grundlohnsummenbindung bei Vergütungsabschlüssen Voraussetzung. Außerdem braucht es stringenterer Schiedsverfahren, wie sie das Eckpunktepapier des Ministers vorsieht, um Hängepartien der Krankenkassen gegenüber den Therapeuten bei Gebührenverhandlungen zu unterbinden.

Um dem Fachkräftemangel entschiedener als bislang entgegenzutreten, sind weitere Steigerungen bei der Vergütung therapeutischer Leistungen unverzichtbar. Diese Finanzspritze muss vor 2020 in der Branche ankommen, um einer weiteren Abwanderung aus den Berufen entgegenzuwirken. Bei der unzureichenden Vergütung waren sich die Anwesenden ebenso einig wie beim dringend erforderlichen Bürokratieabbau.

Der offene Austausch unter den Berufsverbänden hat gezeigt, dass eine berufsgruppenspezifische Betrachtung der einzelnen Heilmittelbereiche sinnvoll ist, um passgenaue Lösungen für die einzelnen Versorgungsbereiche zu finden. Die Runde hat beschlossen, den Dialog zeitnah fortzusetzen. Das nächste Treffen wird es geben, sobald das Bundesministerium für Gesundheit seine Textentwürfe zur Umsetzung des Eckpunktepapiers vorlegt. Denn: Jetzt ist der Zeitpunkt, um deutliche Verbesserungen für alle Therapeuten politisch durchzusetzen.

Mitte September hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ein Eckpunktepapier zur Sicherung und Weiterentwicklung der Heilmittelversorgung in Deutschland veröffentlicht. In acht Punkten beschreibt er darin seine Ideen zur Optimierung der Heilmittelversorgung. Den etwa 500 Teilnehmern auf dem 1. Therapiegipfel des Spitzenverbandes der Heilmittelverbände (SHV) am
27. September 2018 hat Spahn die wesentlichen Punkte seines Papiers nicht nur ganz persönlich vorgestellt, sondern auch in der Sache diskutiert. Nun geht es um die Umsetzung und Konkretisierung der Pläne des Ministers.

Gemeinsam diskutieren

Das Eckpunktepapier hat – im Sinne einer nachhaltigen Patientenversorgung das Ziel, die freiberuflichen Praxen zu stärken und deren wirtschaftliche Existenz ebenso wie die Einkommen der dort Beschäftigten deutlich zu verbessern und dauerhaft abzusichern. Ein wesentliches Element dabei ist es, die Verhandlungsposition der Leistungserbringer deutlich zu stärken und die Verhandlungen zu konzentrieren. Um über diese Punkte zu diskutieren, hat der SHV die Heilmittelverbände zu einem weiteren Treffen eingeladen: Am
21. November wird es in Berlin darum gehen, ob die Vorschläge von Jens Spahn dieses Ziel erreichen können und ob es an der einen oder anderen Stelle der Feinjustierung bedarf.

„Wir freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus den benachbarten Verbänden“, erklärt Ute Repschläger, Vorsitzende des SHV.

Über die Ergebnisse des Treffens und die weiteren Schritte werden wir jeweils zeitnah berichten.

Immer noch Sommer!

Arnd Longrée und Andreas Pfeiffer trafen am 2.11.2018 den SPD-Gesundheitspolitiker Prof. Karl Lauterbach in Köln. Im gemeinsamen Dialog fand ein Austausch über die Situation der Heilmittelerbringer und den erforderlichen Verbesserungen statt. Es ging um die Verbesserung der Ertragssituation von Niedergelassenen und damit auch der Einkommenssituation von den Angestellten in Praxen. Auch eine angemessene Wertschätzung der Berufe im Gesundheitssystem und eine zeitgemäße, nämlich primärqualifizierende hochschulische Ausbildung und das Eckpunktepapier von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wurden besprochen. Prof. Lauterbach will sich für diese Verbesserungen einsetzen und war auch bei der vollständigen Einbindung der Heilmittelerbringer in die Gesundheitstelematik optimistisch.

Das Treffen wurde im Rahmen der „SHV-Sommeraktion“ geplant und konnte aus Termingründen erst heute realisiert werden. Die Vorstandsmitglieder des Spitzenverbands der Heilmittelerbringer (SHV) haben in den vergangenen Monaten gezielt die Mitglieder des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages besucht, um diese über die erforderlichen Verbesserungen für die Heilmittelerbringer zu informieren.

Im Rahmen der Aktion „Entscheidungshilfe“ des Spitzenverbandes der Heilmittelverbände e.V. (SHV) traf der IFK-Regionalausschussvorsitzende der Oberpfalz, Benjamin Eder, Peter Aumer, MdB (CSU) in seinem Wahlkreis zum Gespräch. Dabei verdeutlichte der IFK-Vertreter die konkreten Auswirkungen des Fachkräftemangels, der zur Folge hat, das eine flächendeckende Heilmittelversorgung schon jetzt nicht mehr möglich ist.

Benjamin Eder zeigte auf, dass vor allem die schlechte Vergütungssituation in der Physiotherapie den Fachkräftemangel befeuert. Hier zeigten sich die Gesprächspartner einig, dass die Vergütungssätze jetzt weiter steigen müssen, um zum einen den wirtschaftlichen Betrieb einer Praxis zu gewährleisten und zum anderen den Beruf durch angemessene Löhne wieder attraktiver zu machen. Darüber hinaus informierte Benjamin Eder den Parlamentarier zu den Themen Abschaffung des Schulgelds, Akademisierung und Direktzugang und veranschaulichte auch hier den dringenden Handlungsbedarf.

Peter Aumer, MdB (CSU) (r.) und Benjamin Eder (IFK).